5. Juli. Bei Nässe und Kälte starteten wir vollzählig (niemand hat sich wegen des Schlechtwetters abgemeldet) unseren Ausflug in den Pinzgau, der uns zunächst zum malerischen Hochtal von Maria Kirchental führte. In der Wallfahrtskirche, dem „Pinzgauer Dom“, erklärte uns eine Freude ausstrahlende Ordensschwester (zugehörig der Marianischen Ordensgemeinschaft von der „Oase des Friedens“), Sr. Maria Dulcissima, die Legende der Entstehungsgeschichte von Maria Kirchental mit der Besonderheit der Marienstatue: Berichte von wundersamen Begebenheiten, dass eine von der Pfarrkirche St. Martin entfernte Muttergottesstatue mit traurigem Blick zum Gebirge hin weine, veranlasste Erzbischof Graf Thun seinen Hofbaumeister Johann Fischer v. Erlach mit der Planung für eine Kirche an diesem Ort zu beauftragen. 1701 wurde diese Kirche eingeweiht und verliert bis heute nicht an Anziehungskraft. Es ist auch eine Besonderheit der aus Holz geschnitzten Marienstatue aus dem späten 15. Jh., dass das Jesuskind am Schoß der Mutter in seiner Rechten einen Stieglitz hält. Deshalb wird diese Statue auch die „Stieglitzmadonna“ genannt. Nach mittelalterlicher Auffassung ist der Stieglitz ein Symbol für das Leiden, denn der Stieglitz ernährt sich auch von Disteln und Dornen. So ist im kleinen Kind mit dem Stieglitz das Erlöserleiden symbolisiert, von dem sich die Pilger angesprochen fühlen können, deren Sorgen und Leiden gleichsam hierher zu bringen. Sr. Dulcissima steuerte eine weitere Erklärung dazu bei, was der Vogel in der Hand des Jesuskindes noch bedeuten könnte,
indem sie auf eine Bibeltextstelle (Mt 6,26) verwies, wo es heißt: „Schaut auf die Vögel, die säen nicht und ernten nicht…, doch ernährt sie unser himmlischer Vater“. Damit könnte auch ausgesagt sein, dass wir – so wie wir sind – zur Gottesmutter kommen können, um unsere Sorgen vorzubringen und auf ihre freundschaftliche Verbindung vertrauen und auf den Schutz des himmlischen Vaters hoffen dürfen, wie er auch die Vögel, einfach weil sie da sind, ernährt. Mehr als 1500 Votivtafeln (Österreichs größter Bestand) zeugen von vielfältigen Anliegen, in denen die Muttergottes von Kirchental angerufen wurde und wird. Sr. Maria Dulcissima hat mit ihrer berührenden Art aus ihrem Leben erzählt und uns mit der Schilderung der Entstehungsgeschichte von Maria Kirchental einen neuen Zugang zur Marienverehrung vermittelt, sie hat mit uns gesungen, mit der Orgel begleitet und für unsere weitere Fahrt einen Beschützersegen erbeten.
Die weitere Station war das Bergbau- und Gotikmuseum Leogang, wo uns der neue Museumsleiter eigens willkommen hieß und uns eine Führerin zuteilte, die uns in die aktuelle Sonderausstellung führte mit berühmten farbenschönen Glasfenstern aus dem 14. Jahrhundert, die ursprünglich in der Kirche St. Lorenzen in Katsch (steir. Katschtal) ihren Platz hatten. Sodann konnten wir in der Geistlichen Schatzkammer gotische und romanische Marienskulpturen sowie themenbezogene Leihgaben aus Privatsammlungen sowie einen Kelch mit der frühesten Darstellung des Salzburger Landeswappens bestaunen. Anschließend speisten wir vorzüglich in der Knappenstube „Unterberghaus“ beim Schaubergwerk im Leontal bei Leogang zur Zufriedenheit aller.
Trotz des weiter anhaltenden Regens fuhren wir nach Weißbach b. Lofer, wo wir mit dem Bergtaxi über den Dießbach-Stausee zu den Kallbrunnalmen gefahren sind. Im weitläufigen Almgebiet, das mehrheitlich zu Bayern gehört, gibt es 30 Almen (16 gehören Bauern in Bayern und 14 Pinzgauer Bauern), auf denen über 350 Kühe weiden. In der Jausenstation Kallbrunnalm wurden wir freundlich empfangen, zum Glück hatte der Hüttenwirt den Kachelofen eingeheizt, wo wir Kaffee mit Kuchen und allerlei mehr konsumieren konnten. Vor der Abfahrt hielten wir in der Käsehütte auf der Alm Halt und haben uns mit bekömmlichen Bergkäsesorten eingedeckt.
Plangemäß ging es heimwärts, wonach sich die Regenwolken lichteten und blaue Flecken am Horizont sichtbar wurden; so machte sich ein klein wenig eine Wehmut breit, dass wir ausgerechnet bei denkbar schlechten Wetterbedingungen unterwegs waren. Trotzdem war es schön, dass dieses Pech doch alle mit Humor aufgenommen haben, denn die Eindrücke im Laufe dieses Tages und das frohstimmende Gemeinschaftserleben überwiegten und haben einen bemerkenswerten
Nachhalleffekt bei allen ausgelöst und hinterlassen.